Hier in Köln tobt die „5. Jahreszeit“ – und das Karnevals-Motto JEDE JECK ES ANDERS passt prima:
Wieso ticken wir eigentlich, wie wir ticken? Welche Einflüsse haben mich zu der Person gemacht, die ich heute bin? Die Gene? Die Umwelt? Die Lebensgeschichte? Haben wir selbst überhaupt Einfluss darauf, wer wir sind?
„So bin ich eben, das liegt in den Genen!“ Dazu sagt Hirnforscher Nils Birbaumer: „Genetik ist für viele nur eine Ausrede, um die Stabilität des Systems zu behaupten.“ VON WEGEN STABIL: UNSER KÖRPER IST EINE DAUERBAUSTELLE und muss ständig runderneuert werden: Beim Erwachsenen sterben jeden Tag 50 – 70 Milliarden alte Zellen ab, genauso viele Neue werden ‚geboren‘ – ein ununterbrochener Anpassungs- und Regenerations-Prozess. Dadurch entsteht der Eindruck, dass unser Organismus immer gleich bleibt. Klappt der Umbau aber nicht mehr richtig, dann sehen wir bald ganz schön alt aus!
Als das menschliche Genom 2003 entschlüsselt wurde, fanden Forscher Baupläne für Proteine nur bei 1,5% der DNA , bei 98,5% aber keine Funktion. Dieser „Rest“ wurde deshalb (kein Karnevals-Gag) als „Junk“ eingestuft: „MÜLL“!
Inzwischen ist klar: Dort sind die STEUERUNGSFUNKTIONEN FÜR DIE GENE gespeichert, das EPIGENOM. Ohne Signale aus dem Epigenom sind Gene nur Baupläne, so die Epigenetik-Forschung. Sonst könnten sich nämlich aus den identischen Genen der Stammzellen-DNA niemals so unterschiedliche Körpergewebe wie Haut, Knochen, Nerven und Organe entwickeln, mit unterschiedlichsten Zelltypen. Und fast identische Zellen im Hirn (Neuronen) und in der Nase (Riechzellen) haben durch epigenetische Steuerung verschiedene Lebenszeit: Lebenslang im Gehirn, 4 Wochen in der Nase!
Goethe, seiner Zeit weit voraus, nannte ‚genetisch‘ das, was eine ‚GENESE‘ hat, also WAS IM WERDEN IST. Die neueste Forschung bestätigt dies wissenschaftlich: Gen-Aktivitäten werden rauf und runter reguliert, an- und abgeschaltet, um den Stoffwechsel den jeweiligen Erfordernissen des Alltags anzupassen. Die Steuerung durch Epigenetik wird ihrerseits durch viele Faktoren beeinflusst: Ererbte Merkmale, Umwelt-Einflüsse, Traumata oder gelerntes Verhalten. Sogar nachfolgende Generationen können Trauma ‚erben‘, zeigt die Forschung zu den Nachfahren von Holocaust-Überlebenden. „Das Phänomen der transgenerationellen Prägung gehört zu den aufregendsten Gebieten der modernen Biologie“, so der Wisssenschaftsjounalist Peter Spork.
Die Forschung zeigt auch: EPIGENETIK IST DURCH LERNPROZESSE VERÄNDERBAR! Das ist nicht nur für Bewegung und Sport nachgewiesen, auch für Verhaltens- oder Psychotherapie. Dabei unterstellte sogar die Psychologie bis vor kurzem, dass der Charakter mit 30 ausgebildet ist und sich dann kaum noch ändern lässt. Wie gut, dass ich an dieses scheinbare ‚Naturgesetz‘ nie geglaubt habe! Erst ab 30 hab ich richtig losgelegt mit selbstgewählten Lernprozessen für meine innere Entwicklung, die auch Jahrzehnte später nicht ‚abgeschlossen‘ ist.
„Menschen, die sich Veränderungen selbst zuschreiben, tun sich leichter damit“, sagt die Psycholgin Ursula Staudinger. „Das VERÄNDERUNGSPOTENTIAL UNSERER PSYCHE IST IMMENS, sowohl kognitiv wie auch emotional. Das ist eine große Stärke des Menschen und begründet seine hohe Überlebensfähigkeit auf dem Planeten Erde.“ Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit zu lebenslangem Lernen. Nils Birbaumer hat diese ENORME ‚PLASTIZITÄT‘ UNSERES GEHIRNS erforscht, „deren Möglichkeiten wir noch gar nicht abschätzen können.“ Die Anpassung an die Umwelt ändert Gehirne auch messbar: Bei Londoner Taxifahrern sind die Bereiche für räumliche Orientierung stark vergrößert, während bei Musikern alle Hirnteile zum Hören, Musik erkennen und machen sehr ausgeprägt sind.
Wer wir sind, hat wesentlich mit unserem Lebensstil und unseren Gewohnheiten zu tun: „ÄNDERN, WIE WIR LEBEN – NICHT WAS WIR SIND“, fordert Peter Spork in seinem Buch „Gesundheit ist kein Zufall – Wie das Leben unsere Gene prägt“. Wir habern so viel mehr in der Hand als wir ahnen! Und den Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben finden wir in uns selbst: „Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst!“ (Birbaumer) Wir müssen es nur richtig befragen!
Der 1. Schritt wäre, DIE UNBEWUSSTEN MUSTER DES EIGENEN VERHALTENS zu erkennen, um zu wissen, wo man den Hebel ansetzen kann! Dabei kann ein Coach helfen, denn es ist nicht einfach, sich selbst ‚auf die Schliche‘ zu kommen! Auch meine Blog-Texte geben dazu Hilfestellung.
Staudinger rät: „Man sollte sich vor allem die eigenen Interpretations- und Denkmuster bewusst machen. Wenn man feststellt, dass man sich oft ausgeliefert fühlt, kann man versuchen, sich mit Zetteln am Spiegel immer wieder zu erinnern, dass man mitentscheidet, wie man die Welt sieht. Innerlich Sätze umzuformulieren in ‚Ich entscheide mich‘ anstatt ‚Ich muss‘, das wäre ein Perspektivwechsel, den man trainieren kann.“
Man könnte sich also dazu entscheiden, einen Entwicklungsweg zu gehen, muss aber nicht!
Wie im Werbe-Slogan: „Ich will so bleiben, wie ich bin“ DU DARFST!
Fortsetzung: Bedienungsanleitung für das eigene Gehirn, Teil 2
Bildquelle: Pixabay Bearbeitung E.Glaum
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