Teil 7 der Serie STRESSFAKTOR MITMENSCH
„Neben manch anderem sondern die Menschen auch Gesprochenes ab. Man muß das gar nicht so wichtig nehmen.“ Kurt Tucholsky
NEHMEN SIE ES NICHT PERSÖNLICH! Ein guter Rat, um nicht in Gefühlsver-wicklungen zu landen. Allerdings schwer umzusetzen: Um bei einer blöden Bemerkung, einem abschätzigen Blick oder anderen ‚Einladungen‘ von außen nicht in ein Reiz-Reaktions-Schema zu verfallen, muss man erstmal die eigenen „Triggerpunkte“ kennen und beherrschen lernen.
Die eigenen LIEBLINGSKRÄNKUNGEN, wie Prentice Mulford das nennt: „Wieder ging ich zu Werk – da kam mir meine Lieblingskränkung in den Weg. Die hab ich so gern! Sie sagte (und sie hat ja so recht): WENN SOUNDSO NUR NICHT DAS UND DAS GESAGT HÄTTE! .. Nie wäre ich dann soweit gegangen, zu sagen – oder zu denken – oder zu tun …“
Ständiges Wiederbeleben alter Verletzungen führt zu einer Gewohnheits-verletzlichkeit, die auch die immer gleichen Muster emotionaler Reaktionen nach sich zieht. Und dies lädt andere Menschen fast magisch dazu ein, in diese Kerbe zu hauen, denn wir alle haben einen sehr ‚GUTEN RIECHER‘ FÜR DIE WUNDEN PUNKTE VON ANDEREN!
Und außerdem: Sich über andere zu ärgern heißt, selbst für die Verfehlungen dieser Leute zu büßen!
Um SICH SELBST WIRKSAM „AUS DER SCHUSSLINIE“ ZU BRINGEN, gibt es STRATEGIEN, METHODEN und TECHNIKEN.
In der letzten Folge habe ich schon über die Bedeutung des guten ‚Standings‘ + Übungshilfen dazu geschrieben. Wer auf diese Art für gefühlte Sicherheit gesorgt hat, kann dann auf vermeintliche ‚Angriffe‘ von außen flexibel reagieren.
So, wie man im Aikido körperlich ausweicht, kann man auch (non)verbalen Attacken ausweichen. Ein IMAGINERTER ‚SCHUTZ-SCHILD‘, der für EMOTIONALEN ABSTAND sorgt, hilft dabei, dass das Emotionshirn solche ‚Angriffe‘ ignoriert. Bei mir hilft es schon, wenn ich mir nur vorstelle, meinen Aikido-Anzug zu tragen. Was für einen selbst tauglich ist, muss man ausprobieren. Anregungen kann man sich aus Fantasy oder Science Fiction holen, z.B. eine schützende Energie-Hülle. Traditionell nutzte man dazu Schutz-Amulette und Talismane, die ‚magische Wirkung‘ hatten, wenn das eigene Emotionshirn sie mit dieser Bedeutung ‚aufgeladen‘ hatte.
Solch ein MENTALER LOTUSEFFEKT ermöglicht Sicherheit durch GELASSENHEIT: „Die alte Tugend der antiken Gelassenheit und des Gleichmuts, der in der Contenance steckt, ist die Grundlage der modernen Coolness. Sie strahlt ein ungeheures Selbstbewusstsein aus. Ein Kapitän steht umso ruhiger an Deck, je rauer die See ist. Contenance ist nicht arrogant, abgehoben, nicht bloß teilnahmslose Kälte, die sich nicht um die Welt schert. Contenance ist, wie der Gleichmut, eine Sozialtechnik, die nur bei Leuten funktioniert, denen man auch inhaltlich einiges zutraut. Wer die Fassung bewahrt, ist imstande, die Richtung zu ändern“, schreibt der Kolumnist Wolf Lotter.
Doch es gibt auch die ARROGANTE VARIANTE DER COOLNESS: Wenn man sich ein dickes Fell zulegt nach dem Motto „Was stört es den Mond, wenn ihn der Hund anbellt?“ Gegen Pöbeleien auf der Straße mag das helfen. Aber ACHTUNG! Diese Art von Lotuseffekt kann je nach Kontext mächtig ins Auge gehen! Wer so ein Machtgefälle IN PERSÖNLICHEN BEZIEHUNGEN einsetzt und einfach alles an sich abprallen lässt, kann KONFLIKTE erheblich ESKALIEREN oder sogar erst heraufbeschwören! Nicht nur bei Partner:in oder den Kindern (speziell bei Teenagern), auch bei Freunden oder Kollegen kann es dann eine Menge Ärger geben, weil sie sich überhaupt nicht ernst genommen fühlen!
Emotionale Beziehungen brauchen GLEICHWÜRDIGKEIT, ein schöner Begriff, den der Familientherapeut Jesper Juul geprägt hat: „Gleichwürdigkeit ist wichtig, aber sie macht Familie und Beziehung auch sehr schwierig.“ Denn dafür muss ich ANDERE MENSCHEN GENAU SO ERNST NEHMEN WIE MICH SELBST, muss ihre Anliegen und Bedürfnisse einbeziehen, statt sie einfach zu ignorieren.
Dazu ist es nötig, dass ich „LIMBISCH“ VERSTEHEN UND SPRECHEN kann:
Das limbische System im Urhirn erkennt nicht, WAS gesagt wird. Worte haben – limbisch betrachtet – keine inhaltliche Bedeutung. Wohl aber ihr Klang und die Mimik und Gestik des Senders, die Gefühle auslösen, also der non-verbale Anteil. Das WIE der Kommunikation hat eine weitaus höhere Aussagekraft als das WAS. Denn das limbische System ist das emotionale Bewertungssystem unseres Gehirns. Es spielt die Hauptrolle in allen Beziehungen (zu sich selbst und zu Anderen).
Das Mittelhirn ist sehr viel älter und mächtiger als das Großhirn – doch das ist klug genug, „Limbisch“ verstehen und sprechen zu lernen, um eine gute Kommunikations-Beziehung herzustellen, die die emotionalen Bedürfnisse anderer Menschen einbezieht!
Fortsetzung: Friedliche Selbstbehauptung
Bildquelle: Pixabay
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