FLOW erleben: Im Einklang mit sich und der Welt sein

„Ein Mensch im Flow kann aus der Zeit treten, sich wie ein Surfer auf der Oberfläche des Seins fühlen. Im Flow ist der Segler, wenn sein Boot perfekt im Wind liegt, ein Schwimmer, der seine Schwimmstöße optimal mit seiner Atmung synchronisiert, ein Kind, das in seinem Turmbau alles um sich herum vergisst“, so der Autor Manuel Gogos.

Die Theorie vom Flow, die der Verhaltensforscher Mihály Csíkszentmihályi in den 70er-Jahren formulierte, hat nichts zu tun mit der englischen Redewendung „to go with the flow“/ auf deutsch: mit dem Strom schwimmen; das tun, was alle tun. Ganz im Gegenteil! In den Flow kommen kann nur, wer intensiv eine persönliche Leidenschaft auslebt und im Tun vollkommen aufgeht, ohne jede Rücksicht darauf, was andere davon halten würden. Nur bei Tätigkeiten, die mit so einer hohen Motivation ausgeübt werden, kann sich überhaupt eine solche Erfahrung einstellen, so die wissenschaftliche „Glücksforschung“.

„Flow“ hat aber oft gar nichts mit solchen Ausnahmezuständen zu tun. Denn der Begriff wird inzwischen inflationär für alle möglichen Wohlfühl-Arten verwendet, wo er gar nicht passt. Und weil alle Werbung darauf beruht, Glücksversprechen als Konsumanreize einzusetzen, ist Flow natürlich längst zum Marketingtrend geworden, die „Go 2 Flow Erfolgsformel“ für’s Geschäft. Und, na klar, es gibt auch ein Flow-Magazin, von der FAZ mit „Angeflauschte Gegenwartsdiagnosen an Wohlfühlschäumchen“ charakterisiert.
Versprochen wird dort immer ein anstrendungsloses Glückserleben – und viele Menschen wollen genau solche Erfolgsformeln und Techniken an die Hand bekommen, simple „To-Do-Rezepte“, die möglichst schnell und automatisch in den Flow führen. Damit sind sie allerdings auf dem Holzweg.

Dieses umfassende Glücksgefühl, ganz im Einklang mit sich selbst zu sein und mit der Welt um sich herum zu verschmelzen, lässt sich niemals auf Knopfdruck erzeugen. Man kann es weder kaufen noch bekommt man es geschenkt. Vor jedem solchen „Gipfelerleben“ steht ein langer, mühsamer und kräftezehrender Aufstieg!
Denn 1. kann sich das außerordentliche Erlebnis, dass etwas urplötzlich „ganz wie von selbst geht“, nur dann einstellen, wenn vorher durch wiederholte intensive Übung im Gehirn die dazu nötigen neuronalen Muster entstanden und verfestigt worden sind, die dann 2. nur unter ganz bestimmten, sehr günstigen Bedingungen wie von selbst im Gehirn aktiviert werden – weshalb sich ein Flow-Erlebnis auch nicht willentlich herbeiführen lässt! Außerdem handelt es sich dabei auch nicht um einen Dauerzustand, sondern um eine ganz unvergleichliche Verfassung, die nur von kurzer Dauer ist, von wenigen Augenblicken bis zu Minuten.

Ein Beispiel dafür gibt Eugen Herriegel in seinem berühmten Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“: Vor 100 Jahren ging er nach Japan, um sich von einem Zen-Meister unterrichten zu lassen. Der Lehrer gab ihm fast keine technischen Anweisungen, sondern erklärte nur, der Zen-Schütze müsse ziellos und ichlos sein: „Der Schuss muss von Schützen abfallen wie die Schneelast vom Bambusblatt.“ Nach einer sehr langen Zeit des Übens geschah es dann nach einem Schuss von Herriegel, dass der Meisterunvermittelt ausrief: „Soeben hat ES geschossen!“ Und er fügte hinzu:“Sie verweilten diesmal völlig selbstvergessen und absichtslos in höchster Spannung, da fiel der Schuss von Ihnen ab wie eine reife Frucht. Nun üben Sie weiter, als wenn nichts geschehen wäre!“

Der Tennis-Profi Peter Spang berichtet, dass er ganz plötzlich eine dramatische Verschiebung in der Wahrnehmung spürte, einen „Moment, in dem ich ohne einen Willensakt tief in mich hineinzufallen schien. Das geschah auf ziemlich natürliche Weise und ganz von selbst. Alles wurde sehr still, als ob ich unter Wasser spielte. Alles verlangsamte sich. Wie bei einer Zeitlupenwiedergabe sah ich den Ball langsam über das Netz auf mich zukommen (..) fühlte, wie sich mein Körper zur richtigen Schlagposition bewegte“, und seinKörper retournierteden Ball perfekt und wie von selbst. Dabei empfand Spang keinerlei Triumph, sondern nur das schöne Gefühl, „dass alles mühelos und poetisch vor sich gehen würde, ohne dass ich dafür zu kämpfen hätte. (..) Ich hatte eher den Eindruck, jemand anders hätte das Match für mich gewonnen. Eine größere Kraft als die meine hätte das Kommando übernommen und durch mich gespielt. Ich war nur aus dem Weg gegangen und hatte das zugelassen.“Er betont, dass man ganz gewiss nicht in den Flow eintreten könne, wenn man ein Match unbedingt gewinnen wolle. Ein Sieg könne sich höchstens als „Nebenprodukt“ ergeben, weil die eigene Spielweise „in neueHöhen emporgehoben wird“, wenn jemand in solch eine wunderbare Verfassung gelange, in der es allein um das vollkommene Aufgehen im Tun geht, und Gewinnen und Verlieren völlig irrelevant werden. (Zitat aus Peter Spang: Zennis)

Bildquelle: Pixabay
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