„ANTREIBER“: Darunter versteht man innere Impulse, die uns dazu veranlassen, etwas nach allerhöchsten Maßstäben zu erledigen. Machen wir etwas aber IMMER so, ohne Rücksicht auf wechselnde Anforderungen, dann können Antreiber viel Leid erzeugen.
Zum besseren Umgang damit gibt es viele Rezepte. Wie praxistauglich sind sie? Zum Beispiel die Devise: „Nie mehr müssen/sollen!“ Eine Mentaltrainerin rät in den sozialen Medien, diese Worte einfach aus dem Wortschatz zu streichen und durch WILL / MÖCHTE zu ersetzen: WIE BITTE? Die Steuererklärung mache ich doch NUR, WEIL ICH MUSS! – „Wir müssen auch müssen dürfen“, sagt mein Mentor Gunther Schmidt. Wahlfreiheit statt Schwarz-Weiß-Denken! Und Denkverbote sind für unser Gehirn sowieso Unsinn! Denk NICHT an den kleinen rosa Elefanten, der so niedlich mit den Öhrchen wackelt … Etwas willentlich nicht zu denken ist unmöglich.
Innere „Antreiber“ wie:
• Sei perfekt!
• Sei stark!
• Streng dich an!
• Mach’s allen recht!
• Beeil dich!
sind unwillkürliche Prozesse im Gefühlshirn. Man kann sie nicht löschen, wohl aber verändern, z.B. durch Beobachten: So werden sie mit dem bewussten Denken vernetzt. Nun merken wir, welche Automatismen uns steuern. Um das zu verändern, werden in der Transaktionsanalyse (TA) den Antreibern ganz bewusst „Erlauber“ entgegengesetzt:
• Ohne Fehler lernt man nichts
• Auch Schwächen sind sympathisch
• Locker wird es besser
• Sei gut zu Dir
• Mach es mit Muße
Das klingt sympathisch – doch im Zweifel sind uralte Muster im Gefühlshirn immer viel mächtiger!
Und SIND ANTREIBER denn immer NUR SCHLECHT? Z.B. vor einer Prüfung? Oder wenn man im Flugzeug sitzt oder im Rettungswagen liegt: Wäre es dann beruhigend, wenn die Crew ganz locker und „fehlerfreundlich“ drauf ist? Wohl kaum! In manchen Berufen darf man sich nämlich keine Fehler „erlauben“, weil die Auswirkungen katastrophal sein könnten.
Das ZIEL: „PERFEKTE ELTERN“ ist dagegen ABSURD: „Die besten Eltern, die ein Kind haben kann, sind diejenigen, die Verantwortung für ihre Fehler übernehmen, wenn sie ihnen bewusst werden“, so der Familientherapeut Jesper Juul. Ob etwas PROBLEM ODER LÖSUNG ist, entscheidet nur der KONTEXT-BEZUG! Innere Antreiber werden dann destruktiv, wenn die hohen Maßstäbe nicht zum Kontext passen.
In welchem Kontext die Antreiber einst entstanden sind, erklärt die TA so: Alle Kinder wollen kooperieren und dafür Anerkennung und Liebe von den Eltern erhalten. Bekommen sie (gefühlt) nicht genug Aufmerksamkeit und Lob, geben sie sich dafür oft selbst die Schuld. Ein typischer Lösungsversuch ist dann, „mehr desselben“ zu machen, sich noch mehr anzustrengen, es anderen noch mehr recht machen zu wollen … Auf Dauer können so die Antreiber-Glaubenssätze entstehen (auch wenn das gar nicht Absicht der Eltern war).
„Nette Burschen und liebe Mädchen“ sind Menschen, die lebenslang versuchen, auf diese Art Lob zu ergattern, so die TA, gefangen im inneren Dialog zwischen Kindheits-Ich und Eltern-Ich: Ein netter Bursche trägt gleichsam ein Shirt, auf dem vorne steht „Wie mache ich mich?“ und hinten „Gib dir mehr Mühe!“ (aus Harris & Harris: Einmal ok, immer ok)
Innere Antreiber beziehen sich also immer auf SOZIALE INTERAKTION! Es sind nur Symptome, Mittel zum Zweck, Anerkennung und Liebe zu bekommen!
Wir haben aber nicht nur dieses eine Kindheits-Ich aus dem TA-Modell: Im Episoden-Gedächtnis sind alle emotional wichtigen Erlebnisse gespeichert, auch positive (ohne hätten wir gar nicht überlebt). Leiden Erwachsene unter „Antreibern“, dann fokussieren sie sich auf frühe Defizit-Erlebnisse und werden damit innerlich wieder zu dem Kind, das sich völlig abhängig fühlt vom Lob der Eltern!
Es geht immer um den MANGEL an ANERKENNUNG, die AUS DEM SOZIALEN UMFELD erwartet wird, aber nicht (ausreichend) kommt. Eine „perfekte Mutter“ gibt sich dann eben noch viel mehr Mühe: Der LÖSUNGSVERSUCH „MUTTI-TASKING“ führt aber bis zur völligen Überforderung!
Durch geschönte „Vorbilder“ in den Medien, durch den neoliberalen Glauben, Erfolg und Glück seien reine Motivationssache, wird solch innerer Druck heute massiv von außen gepusht: „Unser aller Lieblingsschwäche“ nennt der Psychologe Th. Curran den Perfektionismus als Symptom unserer „Leistungsgesellschaft“.
Hier meine Empfehlung zum UMGANG MIT LÄSTIGEN INNEREN ANTREIBERN:
1. Den Verhaltens-Automatismus bemerken / beobachten
2. Das kindliche Bedürnis dahinter verstehen und würdigen
3. SICH SELBST ANERKENNEN für den übergroßen Einsatz!
Dadurch erhält das Gefühlshirn positive Rückmeldungen vom Großhirn (also irgendwie auch von außen). So können die Antreiber allmählich ihr destruktives Potenzial verlieren, auch in der sozialen Interaktion: Innere Entlastung und Entspannung wirken sich nämlich ebenso auf das Umfeld aus! Und es wird zudem viel einfacher, sich innere „Erlauber“ wirklich zu erlauben!
Bild: Die Göttin Durga, Quelle: Pixabay
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