Urlaub: SICH ETWAS ERLAUBEN

URLAUB: Das Wort stammt ab vom althochdeutschen »urloub« und bedeutete schlicht »ERLAUBNIS«. Damit war die Genehmigung gemeint, sich entfernen, sich verabschieden zu dürfen. Heute ist URLAUB = WEGFAHREN: Am besten ganz weit weg, vom Wohnort, vom Alltagstrott, von der normalen Taktung des Lebens. Die typische Frage lautet: „Wo warst Du denn in Urlaub?“ Nur anderswo, glauben viele, wäre echte Entspannung und Erholung überhaupt möglich.

Doch genau das bleibt oft eine ILLUSION, weil man sich selbst ja immer mit im Gepäck hat. Ein Ortswechsel allein bringt z.B. gar nichts, wenn Menschen ihre Beeil-dich-Antreiber mitnehmen in den Urlaub. Bloß keine Stunde davon versäumen: SOFORT losfahren – und dann in gigantischen Staus landen. Von einer Attraktion zur nächsten hetzen, um möglichst ALLES mitzunehmen – aber nichts richtig auskosten. Dafür gibt’s aber jede Menge Erinnerungsfotos. Überhaupt sind die fast das Wichtigste am Urlaub. Ganze Reisen werden nur für ein perfektes Foto unternommen – mit Instagram & Co sind die schönsten Orte zu Kulissen für URLAUBSINSZENIERUNGEN verkommen …

Welche Auswirkungen hat das? Diese Frage zielt nicht auf die schlimmen Folgen des weltweiten Massentourismus, sondern auf etwas ganz anderes:
Wie programmieren wir eigentlich unser Gehirn, wenn wir allein das Reisen mit Erholung koppeln, unseren Alltag dagegen mit STRESS? Unser Emotionshirn speichert negative oder positive Bewertungen: Alles, was wir oft genug denken, bildet neuronale Netzwerke und hinterlässt bleibende Spuren im Gehirn. So kann es zu einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ kommen: Dann IST das Alltagsleben einfach stressig, weil wir es nicht mehr anders wahrnehmen können.

Notwendig wäre aber nicht die Flucht in die Ferne, sondern der kleine ‚Urlaub‘ im Alltag: Sich einfach mal zu ‚erlauben‘, sich kurz zu verabschieden aus den Routinen. Dazu muss man nicht mal verreisen – ja, es ist sogar viel besser, wenn ich mir genau dort kleine INSELN DER ERHOLUNG schaffe, WO ICH ZU HAUSE BIN. Verknüpft sich eine solche Auszeit im Gehirn mit dem Alltags-Leben, kann das einen größeren Erholungseffekt bewirken als eine lange Reise!
Dazu baucht es gar nicht viel, nur eine Prise Lebenskunst – und mir gegenüber wohnt so ein LEBENSKÜNSTLER: Wo andere sich über die ewige Baustelle ärgern würden, hängt er sich am Feierabend eine Hängematte ins Gerüst und liest in aller Seelenruhe. Oder wie wäre es mit dieser Anregung auf einem Künstler-Plakat: „Nimm den langsamsten Weg nach Hause“. Die vertraute Umgebung mal neu entdecken, so als ob man einen fremden Ort erkunden würde. Denn wer sich Zeit lässt, öffnet den Blick und sensibilisiert die Sinne, hört, sieht oder riecht plötzlich viel mehr als sonst. Und kommt viel entspannter als sonst nach Hause.

Erholung vom Alltag geht noch viel leichter: Einfach mal nichts ‚machen‘ und sich dem TAGTRÄUMEN überlassen. Dieser ‚Ruhemodus‘ war lange unerforscht, weil man das Gehirn mit einem heruntergefahrenen Computer verglich und für untätig hielt. Welch ein Irrtum! Tatsächlich kommuniziert das Gehirn intensiv mit sich selbst: Der ‚Ruhemodus‘ ist der „DIRIGENT“ für das „GEHIRN-ORCHESTER“, zeigt die neuere Forschung. Dadurch werden wir fähig, Erinnerungen abzuspeichern oder zukünftige Situationen und Aufgaben durchzuspielen. Phasen der ‚Langeweile‘ gelten inzwischen auch als Basis der Kreativität.
„Während der Absencen, in denen wir tagträumen, vor uns hin fantasieren, beruhigende Bilder oder innere Idyllen heraufbeschwören, ist das menschliche Gehirn alles andere als ‚ruhig‘ oder passiv (…) Das intensive Selbstgespräch des Gehirns, so hat der Neurologe Marcus Reichle gemessen, verbraucht sogar etwa 20-mal so viel Energie wie eine bewusste Aktion“, schreibt der Psychologe Heiko Ernst (in: Innenwelten). Er zeigt, dass Tagträume uns kreativer, mutiger und gelassener machen – dass sie also nicht nur viel Energie verbrauchen, sondern gleichzeitig auch die wichtigste Energiequelle unserer Persönlichkeit sind.

Die Erkenntnis, wie wichtig solche ‚Auszeiten von äußerer Aktivität‘ für unsere psychische und physische Gesundheit sind, setzt sich leider nur sehr langsam durch. Um vom stressigen Arbeitsalltag zu entspannen, stürzen sich die meisten Menschen in Freizeit-Aktivitäten: Auch Freizeitstress kann krank machen! Nach einer repräsentativen YouGov-Umfrage gibt die Hälfte der mehr als 2.000 Befragten an, manchmal bis sehr häufig „FREIZEITSTRESS“ zu haben. 37 % können sich gar nicht oder nicht gut entspannen. 41 % empfinden Schlaf wenig bis gar nicht erholsam. 45 % der Befragten gaben an, dass sie sehr wenig oder eher wenig Zeit für sich selbst und für ihre persönlichen Interessen haben.
Größter Zeiträuber und damit persönlicher Stressfaktor Nr.1 ist heute das Smartphone. Dieser kleine Computer ist dafür aber nicht verantwortlich: Man muss sich von ihm nämlich nicht versklaven lassen! Ob ich zum/zur Getriebenen werde oder nicht, das entscheide ich immer noch selbst!
Als Entscheidungshilfe dient diese Frage: WOFÜR WILL ICH MEINE LEBENSZEIT EINSETZEN?

________Foto: Eva Glaum______________________________________________
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„Das ganze Gehirn nutzen, um Probleme zu lösen!“

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