Wie ein Fisch im Wasser

„Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: ‚Morgen, Jungs. Wie ist das Wasser?‘ Die Fische schwimmen weiter, und schließlich wirft der eine dem anderen einen Blick zu und fragt: ‚Was zum Teufel ist Wasser?‘“ So beginnt die berühmte Rede von David Foster Wallace „Das hier ist Wasser. Anstiftung zum Denken“.

Das Wasser, ihre natürliche Lebenswelt, ist den beiden jungen Fischen vollkommen vertraut und doch gleichzeitig auch völlig unbekannt. Diese Parabel ist natürlich auf uns Menschen bezogen: Unsere Selbstverständlichkeiten nehmen wir gar nicht mehr wahr, sie sind eben einfach da! Das ist prima, wenn wir, wie ein Fisch im Wasser, ganz „IN UNSEREM ELEMENT“ sind: Was für ein tolles Gefühl ist diese Leichtigkeit! Munter und schwerelos schwebend oder flink sich in alle Richtungen bewegend, scheinbar ohne jeden Widerstand!

Wenn einem aber das Leben schwer zu schaffen macht, spätestens dann ist es hilfreich, sich mal mit dem „Wasser“ zu beschäftigen, mit unserer „Gewohnheitswirklichkeit“. (Was es damit auf sich hat, wie wir solche Denk- und Verhaltensmuster besser verstehen und sie an veränderte Lebensbedingungen anpassen können, das habe ich z.B. hier beschrieben: Bedienungsanleitung für das eigene Gehirn)
In meiner Beratungsarbeit erlebe ich oft, dass jemand mit aller Kraft „gegen das Wasser ankämpft“ und daran verzweifelt. So ein KAMPF kann IM INNEREN TOBEN oder sich GEGEN ÄUẞERE BEDINGUNGEN richten.
Typisch für einen inneren Kampf sind Formulierungen wie: „Ich will es doch unbedingt, aber es geht einfach nicht!“, oder „Ich will es wirklich nicht, aber es passiert einfach!“ In solchen Fällen versucht das bewusste Denken (Ich) gegen das „Wasser“ (Es = das Gefühlshirn im Mittelhirn) anzukämpfen – doch dieser Kampf ist VERGEBLICH. Denn anders als das Großhirn ist das Ur-Hirn in Stamm- und Mittelhirn direkt mit dem Organismus verbunden, der dann in Widerstand geht. In vielen Blog-Beiträgen habe ich beschrieben, wie das denkende Großhirn seine Klugheit dann dazu einsetzen könnte, das Gefühlshirn „einzuwerben“ für ganzheitliche und vernünftige Lösungen.

Tobt der Kampf gegen „das Wasser draußen“, dann reibt sich jemand dabei auf, „gegen den Strom zu schwimmen“. Was hier Probleme macht, ist die Idee, man müsse dazu gegen das Wasser ankämpfen. Wie einfach es sein kann, gegen die Hauptströmung zu schwimmen, zeigen uns die Fische: Die Tiere nutzen ihren Körper dabei so wie ein Segelboot, das gegen den Wind kreuzt: Jeder Segler weiß, dass man nur Zick-Zack (kreuzen genannt) ‚gegen den Wind‘ segeln kann. Fische nutzen zum Kreuzen die kleinen Wirbel und Strudel, die sich an den Ufern oder unten im Flussbett bilden. Sie bewegen sich im Slalom zwischen diesen Wirbeln hindurch, nutzen die Energie jedes einzelnen Strudels, um sich so ganz einfach vorwärts treiben zu lassen! Selbst flussaufwärts brauchen sie fast keine eigene Muskelkraft, fanden Forschende heraus. Der Physiker James Liao erforschte sogar das Schwimmverhalten einer toten (!) Forelle. Dabei fand er heraus, „dass ein lebender Fisch sich mehr bewegt als ein toter Fisch – aber nicht viel mehr: DAS WASSER SCHWIMMT DEN FISCH.“
Für diese bahnbrechende Erkenntnis bekam er 2024 den ’schrägen‘ Ig-Nobelpreis, der für kreative Forschungsansätze verliehen wird, die unseren Blick auf ungewöhnliche Art erweitern können.

Das Wasser schwimmt den Fisch – Fische führen uns das wichtigste Naturgesetz vor Augen:
MIT DER NATUR ARBEITEN, NICHT GEGEN SIE! Anstatt gegen etwas anzukämpfen, lassen sich Widerstände und Gegenströmungen aller Art immer nutzen! In der Kampfkunst Aikido nimmt man die Energie des Angriffs auf und leitet sie so um, dass der Angreifer auf der Matte landet – ohne dass man dazu eigene Muskelkraft verschwenden müsste. Je mehr Power im Angriff steckt, desto leichter ist der Angreifer auszuhebeln!
Widerstände sind sogar die allerbesten „Entwicklungshelfer“, weil sie uns stark machen können. Wenn man AM WIDERSTAND WACHSEN will, dann muss sich die Aufmerksamkeit allerdings auf das Wachsen richten, nicht auf das Hindernis – sonst geht die Energie in die falsche Richtung! „Energy flows where attention goes“: Nicht gegen etwas ankämpfen, sondern für etwas kämpfen, und den Widerstand dazu benutzen! (s.a. meine Blog-Beiträge Frühlingsenergie nutzen: AM WIDERSTAND WACHSEN und Gelassenheit und gutes ‚Standing‚)

Bildquelle: Pixabay
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„Das ganze Gehirn nutzen, um Probleme zu lösen!“

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